Vermittlung Gottes durch Vernunft

 

Glaube durch die Wahrnehmung einer schöpferisch-kreativen

 in Geistesgeschichte

 wie in kosmischem Werden wirksamen Vernunft:

Vernünftige menschlich-schöpferische Lebensweise durch Glaube

 

Durch einen neues Verständnis des historischen und hoheitlichen Wesen Jesus:

 

Von biblischen Vermittlungsinstanzen zum neuen Verstand, bei dem,

-die Gegensätze zwischen Natur- und Erlösungslehre aufgehoben sind,

-die Christologie mit nachvollziehbaren natürlichen Inhalten gefüllt wird,

-das Wort des Schöpfers in Glaubenstradition und Evolution als Eins verstanden wird,

-der Mensch seinen Weg nach der ein-sichtigen Vernunft/Weisheit Gottes ausrichtet,

sich für das lebendig wirk-same Wort Gottes begeistert.

 

 

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Sasse,

 

die all zu zahlreichen Diskussionen beim Themenabend zu den biblischen Vermittlungsinstanzen Gottes: „Logos, Weisheit, Schekina“ zeigten mir erneut, wie schwer es ist, mich verständlich zu machen, wenn Sie, wie auch Ihre Zuhörer, diese Begriffe nur auf die Bibel beziehen und von dem ausgeht, was heute alle Welt für das historische Wesen Jesus hält. Doch von wem vor 2000 Jahren die echte Funktion als neu offenbarende Vermittlungsinstanz des einen Schöpfergottes ausging,  kann unmöglich der gewesen sein, den man für den historischen Jesus hält und dessen Hoheitlichkeit nur noch kirchlich verkündet wird.

 

Wer die Funktion der Vermittlung schöpferischer Wirk-macht in Jesus ernst nimmt, dies nicht nur aufgrund theologischer Bedeutungsinhalte bzw. biblischer Aussagen dogmatisch behauptet, der muss m.E. nach dem fragen, was ich ständig als ewiges Schöpfungswort/Vernunft/Weisheit nachweisen will. Gerade die Auseinandersetzung mit sog. Vermittlungsinstanzen macht deutlich, dass unsere bisherige Offenbarungsvorstellungen, die meist nur geheimnisvoll-traumhafte Eingebungen an einen Einzelgänger vor Augen haben, zu kurz greifen. Es geht dann nicht um offenbarende Schönredner oder besonders charismatische Religionsreformer, wie heute auch der historische Jesus hingestellt wird. Die Vermittlungsinstanzen personifizieren als jeweils wahrgenommene Schöpfungswirkung wesentliche Aspekte der zeitgemäßen religiösen Weltbilder. Es waren für die damaligen Denker ganz konkrete Wesenheiten, die mit offenen Augen in der Ordnung bzw. dem Werden des Kosmos oder der menschlichen Geschichte gesehen wurden. Das sich fortentwickelnde Verändern dieser Vermittlungsinstanzen setzt jeweils einen Wandel im religiösen Weltbild voraus, wodurch dann die schöpferische Wirkmacht in Kosmos, wie Geschichte immer wieder neu in veränderter Form wahrgenommen wurde.

 

 

1. Warum Jesus die universelle Vermittlungsinstanz des einen lebendigen Schöpfers war

 

Die Offenbarung der neuen Wohnung des Schöpfers in der Welt, die durch Jesus von Nazareth geschehen ist bzw. die dieser selbst verkörperte, kann sich nicht auf das beziehen, was heute für historisch gehalten wird. Die Wirkmacht des Schöpfers lässt sich nur in dem deutlich machen, was die Hebräer als Schöpferwort bzw. als Vernunft verstanden, die Juden als Weisheit sahen, die Griechen als Logos im kausalen Fluss des Lebens deutlich machten und was im heutigen Sprachstil als Vernunft allen natürlich-evolutionären Werdens neu zu sehen ist. Die lebendige Wirkmacht des Schöpfers wird heute oft wie eine Intelligenz beschrieben, die in ihrer kosmischen Wirkung vergleichbar ist, mit dem was die Juden Weisheit bezeichnen. Wenn ich den Logos bzw. eine schöpferischen Vernunft als Wesen Jesus in den Vordergrund stelle, dann beinhaltet dies selbstverständlich auch die Wirkmacht dieser Weisheit. Doch der Logos ist die schöpferische Wirkmacht des kausalen Weltbildes, das letztlich heute nur verfeinert, in vielfacher Weise empirisch nachweisbar wurde, letztlich in der Evolutionslehre aufgegangen ist.. Doch wie können wir erkennen, dass Jesus wirk-lich lebt, die vor 2000 Jahren in menschlicher Gestalt als historisches Wesen wirksame Vermittlungsinstanz heute wieder aufgeklärt im natürlichen Werden der Welt wahrzunehmen ist, wenn Sie und Ihre Kollegen den Menschen weiterhin nur einen Wanderguru oder geheimnisvoll-gesetzten Christusgott als angeblich christliches Vermittlungswesen vor Augen halten, dessen Andenken lebendigen zu halten sei?

 

Solange wir die Begriffe von den verschiedenen Vermittlungsinstanzen Gottes nur in den biblischen Berichten nachblättern, nicht nach einer realen schöpferischen Tat-sache in Geschichte und kosmischem Geschehen fragen, die letztlich all den nachgewiesenen Vermittlungswesen zugrunde liegt, fehlt diesen die international kommunizierbare Funktion, die sie geschichtlich hatten und heute haben könnten. Mir ist dabei bewusst, dass die Brücke zwischen Biologie und der Bibel, erst heute wieder möglich ist. Bis zu einem in reinen Materialismus abrutschenden, den Schöpfer ausschließenden Darwinismus waren allenfalls Fehlversuche möglich, wie wir sie auch in der nationalsozialistischen Naturlehre beobachten können. Erst eine Neuinterpretation der Intelligenz bzw. Vernunft allen kosmischen wie geschichtlichen Werdens, die im Ein-vernehmen mit dem biblischen Wort und christlichen Wesen steht, kann weitere Fehlentwicklungen vermeiden und zu einem echt grenzüberschreitenden Verständnis führen.

 

Bei unseren kurzen  Diskussionen hatte ich immer wieder den Eindruck, dass wir weiter aneinander vorbeireden. Sie beispielsweise die Vermittlungsinstanzen Gottes nur auf Bibelzitate bzw. schrifttheologische Deutungen beziehen, daher reine Glaubensbegriffe vermutet werden, während ich bei „Weisheit, Wort oder Wohnung“ des Schöpfers eine auch heute naturwissenschaftlich bzw. evolutionsgeschichtlich wach wahrzunehmende reale Wirkmacht vor Augen habe. Trotzdem bestätigten mich Ihre Ausführungen, dass wir in neuer Weise nach dem historischen Vermittlungswesen mit Namen Jesus fragen müssen.

 

Was hat den gewaltigen Wandel bewegt, der im Evangelium belegt ist? Wer war nicht nur neuer Vermittler Gottes, sondern selbst Grund einer völlig neuen Vermittlung des einen Schöpfergottes als Kern des christlichen Glaubens, eines wahren Monotheismus? Wer hat all das bewegt, was im ersten Teil der Bibel angekündigt und im zweiten Teil von ernsthaften Denkern in Jesus als erfüllt gesehen wurde? Das alles kann weder der historisch angenommene Wanderprediger, noch eine diesem aufgesetzte Hoheit gewesen sein. Auch wenn im Neuen Testament so wenig vom Logos/dem Wort oder der Weltvernunft geredet wird, wie im Alten Testament von der Schekina, so wurde die Wirkmacht Gottes vorausgesetzt. Ob von Wohnung, Wort, Weisheit oder später von Jesus gesprochen wurde, in dem dies alles Aufging, so kann dies nicht gelesen werden, ohne von der kosmischen Realität – dem auch heute lebendigen Logos – auszugehen. Es war eine aufgrund des jeweiligen Weltbildes im Prozess des kreativen Werdens wahrgenommene Vernunft, die auch heute im neuen naturwissenschaftlich-evolutionären Weltbild wieder zutage tritt. Was mir ständig von allen über den alten Materialismus hinausgehenden Denkern vermittelt wird, wenn sie beispielsweise von einer kosmischen Intelligenz reden, ist nichts Anderes, als das Wort Gottes, das für uns Christen eine menschliche Gestalt hat. Doch wie die alten Juden warten wir auf den Messias, halten uns an die alten Gesetze, hören in tauber Tradition auf Autoritäten der Verkündigung, gleichwohl Jesus lebt, das in seiner Gestalt geschichtlich lebendige Schöpfungswort aufgeklärt wahrzunehmen wäre. Ohne eine Schöpfungstheologie vorauszusetzen, wird die Christologie daher nur als Le(h)ere verstanden, bleibt alle Rede von der Hoheitlichkeit Jesus eine Heuchelei von einem meist persönlich-menschlichen geheimnisvollen Gott.

 

Während ich bei meiner ständigen Rede von Weisheit oder Logos als dem eigentlichen Wesen Jesus eine lebendige Vernunft vor Augen habe, die in allem natur- wie geschichtswissenschaftlich beschriebenen evolutionären Werden als wirksam zu sehen ist, selbst jedem vordergründigen Zufall im Fluss des Lebens zugrunde liegt, bleiben diese Begriffe für reine Bibelleser weitgehend un-wirklich. Auch wenn sich die kreative Weisheit heute wieder im Fluss des Werdens nachweisen lässt, so werden im bisherigen Bild der Welt meist nur verschiedenartige biblische Lehren verstanden. Und wie soll es jemand in den Sinn kommen, den Grund des Glaubens in der lebendigen Genesis zu hinterfragen, wenn ihm ständig nur Buchstaben vorgesetzt werden, in denen es angeblich um Naturbrechungen, wundersamen Hokuspokus und geheimnisvoll-offenbarende Gottesbeweise ginge? Aufgrund wachsender Vernunft-Erkenntnis im Geschichtsverlauf, wie einer wachsenden Einsicht in das kreative natürliche Werden bzw. die Zusammenhänge des gesamten Kosmos, auf den Schöpfergott der Väter, den Vater Jesus (somit echter Vernunft/Schöpferwort in menschlicher Person) zu schießt sich aus, solange wir dabei nur eine zum Christengott gesetzte Mutter Teresa mit Bart vor Augen haben.

 

Entschuldigen Sie, wenn ich daher nicht müde werde, von Ihnen als engagiert wissenschaftlich ernsthaft arbeitendem Neutestamentler eine neue Nachfrage zum eigentlichen Grund des biblischen Textes einzufordern. Es geht nicht darum, den Glauben menschlich vernünftig machen zu wollen, ihn intellektuell zurechtzubiegen oder gar zu einer abstrakten – somit lebensunwirksamen - Lehre zu machen. Vielmehr geht es um eine zeitgemäße Vermittlung des einen Schöpfergottes in einem über den reinen Materialismus hinausgehenden naturwissenschaftlich aufgeklärten Weltbild der Neuzeit, die kreativ an die Vermittlungsinstanzen der alten Vorstellungs-Bilder verknüpfen muss.

 

Wer den Jesusfilm, der am heutigen Pfingstsonntag im Hollywoodsender zu sehen ist, allenfalls für etwas kitschig übertrieben, sonst aber für historisch real hält, für den ist es ausgeschlossen, vernünftig auf den einen allen Völkern gemeinsamen Schöpfer des Himmels und der Erde zu schließen. Was oft fälschlicherweise als Schekina bezeichnet wird, kann dann kaum mehr als ein persönliches Gefühl sein, bei dem man sich seinen Gott bastelt und im Herzen trägt: Ein Gott des Gesetzes oder des Gefühles wohnt dort, wo man ihn hinstellt. Doch der durch Jesus in der gesamten Welt wohnhaft gewordene Schöpfer wohnt dort wo er wirkt: seine Wirkmacht (reale All-macht, Herrlichkeit, Güte) im Zuwachs der menschlichen Freiheit und Erkenntnis, wie und der gesamten Evolution deutlich gemacht wird.

 

Den Jesus des Filmes vor Augen, bleibt die Wirkmacht eines persönlichen Gottes auf geheimnisvolles Geschehen beschränkt, wird allenfalls dogmatisch nach-buch-stabiert. Für den Filmbetrachter bzw. von einem Reformjuden ausgehenden Menschen, muss auch meine Rede vom schöpferischen Logos in der menschlichen Person Jesus als dem eigentlichen christlichen Geschichtswesen, wie auch heute in allem wissenschaftlich beschriebenen Werden lebendiger Vermittlungsinstanz, völlig unverständlich sein. Wer das mit viel Spektakel von einem Heilsprediger ausgehende wundersamen Geschehen, wie es im Film gezeigt wurde, für das eigentlich historische hält, der kann auch heute nur in naturbrechendem Hokuspokus, geheimnisvoller Rhetorik alter Schriften oder persönlichen Gefühlen nach dem einen Schöpfergott suchen.

 

Auch wenn Sie meine Perspektive des historischen christlichen Offenbarungswesens (fleischgewordenes Wort/Logos/Weisheit: schöpferische Vernunft in menschlicher Gestalt) weiterhin ablehnen, so haben mir auch Ihre Ausführungen über die Vermittlungsinstanzen Gottes gezeigt, dass nur der Logos/die schöpferisch-lebendige Vernunft Gottes der Grund urchristlichen Glaubens gewesen sein kann und wieder sein wird. Wie immer ruft alles, was ernsthafte biblische und geschichtliche Wissenschaft ans Tageslicht bringt, nach einem neuen Verständnis des historischen Geschehens bzw. der biblischen Geschichtswesen.    

 

Nach dem, was Sie uns über die Vermittlungsinstanzen und die biblischen Bedeutungsinhalte bisher beibrachten, kann es nicht darum gehen, nur einzelne Bibelstellen auf bestimmte Begriffe abzuklopfen, sie in Beziehung zu setzen. Vielmehr baut die gesamte Bibel auf diese Vermittlungsinstanzen auf, ist sie im wachen Bewusstsein lebendiger schöpferischer Wirk-lichkeiten geschrieben worden und daher letztlich nur so zu lesen. Können wir daher die Bibel begreifen, ohne die kosmische Wirkmacht bzw. die biologische und geschichtswirksame Realität der Vermittlungsinstanzen mitzubetrachten, auf die sich die Bibel bezieht? Ohne die Realität des Logos/eines letztlich wissenschaftlich nachweisbaren intelligenten Schöpfungswortes in allem Werden der naturwissenschaftlich erklärten Welt neu zu erkennen, bleibt nur eine leere Lehre. Die Versuche, sich der realen schöpferischen Natur zu näheren enden dann meist in einem modernen Pantheismus oder reinen naturwissenschaftlichen oder philosophischen Theoriegebäuden. Im Missverständnis der Trinität (durch die sich genau die hierbei angenommene Gleichsetzung Jesus bzw. der Schöpfungsvernunft mit dem Schöpfer selbst vermeidet, vielmehr der Sohn als „schöpferisch-göttliche“ Vermittlungsinstanz zu sehen ist) wird dann selbst der christlichen Hoheitsrede Pantheismus vorgeworfen.

 

Wenn die Verfasser der Bibel vom Wort, der Weisheit oder Wohnstatt und Herrlichkeit des Schöpfergottes reden, gehen wir im Keller des Bibelhauses nur von Buchstaben einer geheimnisvollen Glaubensfrömmigkeit aus, die den guten Jungen als eine Art Gott gesehen hätte. Die Kirche spricht dann im Blick auf den göttlichen Zimmermann von einem großen Geheimnis, an das man glauben muss, von dem sich dann jeder so seinen Reim macht. Alle Hoffnungsreden vom Wiederkommen Jesus sind dann reine Rhetorik, können von der modernen Welt nur als Heuchelei aufgrund Buchstaben gehört werden, die niemand echt ernst nimmt. Jesus als echte Gottesoffenbarung und neue Wegweisung ist nach seiner heutigen Lesweise meist völlig egal ist. Als echten Vermittlungsgrund des einen Schöpfergottes selbst für Kirchenchristen untauglich. Und so wird dann auch alle Rede vom göttlichen Jesus, der zur Zeitenwende für Juden- wie Heidenchristen einziger neuer Glaubensgrund war, in dem die alten Vermittlungsinstanzen aufgingen, als eine aufgesetzte Hoheitsrede verstanden, bleibt letztlich eine Heuchelei. Sie kann den aufgeklärten Menschen die Realität des einen Schöpfergottes nicht mehr vermitteln.

 

2. Aus neuer Sicht der historischen, nach der heutigen Vermittlungsinstanz schauen

 

Je mehr Mensch und Gott getrennt sind, desto mehr sind sie auf Vermittlungsinstanzen angewiesen, haben Sie uns deutlich gemacht. Denn Gott tut sein eigenes Wesen nicht kund. Er macht sich nur in Vermittlungswesen bekannt, die zu seiner Wahrnehmung führen, auf seine Wirk-lichkeit, seinen Willen schließen lassen. Doch was kann heute dieses Vermittlungswesen sein, das auf den einen Schöpfer und seinen Willen verweist? Wie können wir die reflektierende Frage nach dem einen Schöpfergott, die im jüdischen Exil begann, in heutiger Zeit stellen? Nach was und wem wurde durch die jüdische Oberschicht außerhalb der Grenzen jüdischer Gesetzlichkeit und alten Opferkultes gefragt, wenn der eine Gott die Antwort war? Wenn dessen weises Handeln jetzt in neuer Weise, weit über alte Kultpraktiken hinaus, im Geschichtsverlauf, wie in den kosmischen Theorien der Hochkulturen gesehen wurde, was war dann der Gegenstand der Betrachtung?

 

Was spricht dagegen, das historische Wesen Jesus als die später auch in griechischer Philosophie wieder erkannte lebendige Weltvernunft/Schöpferwort und somit als die echt neue Vermittlungsinstanz zu verstehen? Ein Wesen, in dem die alten Vorstellungen nicht nur literarisch aufgingen, sondern das deren Funktionsweise in einem als vernünftig erkannten Wirkprozess des Werdens der Welt neu erfüllte.

 

Die Verherrlichung eines jungen Zimmermannes, samt seiner Mutter, ist nicht nur für die Moslems unakzeptabel, sondern macht auch für die moderne Welt keinen Sinn. Hält diese mehr von der Wahrnehmung eines Schöpfergottes ab, als dass es diesen vermitteln kann. Gerade der Koran, der der größte Feind ist von einer der Kirche unterstellten Menschenverherrlichung, jedoch in hoheitlicher Weise von Maria und Jesus als lebendiges Gotteswort spricht, ist ein Zeugnis dafür, dass es im Neuen Testament in Wirklichkeit um die Vermittlungsinstanz in menschlicher Gestalt und das ihn zur Welt bringende Wesen von Mutter Kirche geht. Auch wenn im Schlepptau kirchlicher Verkürzung die Moslems heute Jesus für einen einfachen Menschen halten, seine Göttlichkeit abstreiten, so zeigt der Koran, was kurz nach der Zeitenwende angenommen wurde. Wenn heute die Moslems die Göttlichkeit Jesus abstreiten, dann ist das nur allzu verständlich. Ein Gutmensch, zu dem ihn die heutige Hochschullehre verkürzt, kann kein Gott sein. Die Göttlichkeit oder besser „Schöpferischkeit“, kann nur auf die Wirkmacht der Vernunft allen Werdens bezogen werden, die in Menschen, wie im Werden der Welt wirkt, im neuronalen Netzwerk des Kopfes,  wie im Kosmos zu beobachten ist.

 

Sie haben uns deutlich gemacht, wie sich das Ansehen der Vermittlungswesen im Laufe der Geschichte gewandelt hat. Wie aus der im Baumzweig  (vergleichbar dem jüdischen Leuchter) abgebildeten Aschera als Wirkmacht der reinen Natursphäre, die Schekina als universal kommunizierbare weiterführende Wohnstatt Gott in der Welt wurde. Wenn wir doch wissen, wie die meist weiblichen Vermittlungsinstanzen als Wirkmächte Gottes hier auf Erden personifiziert und wie menschliche Wesen angesprochen wurden. Oder welche Gefahr immer wieder bestand, die weibliche Gebährmetaphorik – meist pantheistisch - selbst zu vergotten, so ihrer Vermittlungswirkung zu berauben. Wenn wir weiter wissen, wie diese Vermittlungsinstanzen, ob Weisheit oder Schekina, nicht einfach blind als geheimnisvoll Glaubenswesen vorgesetzt, sondern in einer vernünftigen schöpferischen Wirkungsweise in Natur und Geschichte des damaligen Weltbildes begründet waren. Und wenn wir dann nachweisen, wie die Verfasser des Neuen Testamentes davon ausgingen, dass in Jesus all diese Vermittlungswesen aufgingen, mit neuem Inhalt gefüllt in ihm als universale Wahrheit lebendig gesehen wurden. Wie können wir uns dann auf die Bibel berufen und Jesus als den historischen Heilsprediger hinstellen, wie er heute an den theologischen Hochschulen gelehrt wird und auch Sie ihn weiterhin für selbstverständlich voraus-setzten.

 

Wenn wir doch wissen, dass das im Neuen Testament gesetzte Wesen nicht der im Film gezeigte Wanderprediger ist, der später verherrlicht wurde. Es auch nicht um einen Gottmenschen des Glaubens geht. Wenn bekannt ist, dass es den Verfassern um genau das ging, was vorher mit Schekina oder Weisheit personifiziert war: im jeweiligen Weltbild wahrgenommene Wirkmacht als Vermittlungswesen. Wieso soll dann das, was wir heute als historischen Jesus oder hoheitlichen Christus hinstellen, biblisch sein oder historischen Tatsachen entsprechen?

 

Es geht nicht darum, die historisch-kritische Theologie bei ihrer Reduktion auf den Gipfel zu bringen, sondern genau umgekehrt: In einem neuen Bewusstsein lassen sich die biblischen Aussagen bestätigen und führen somit zu einem völlig neuen jüdisch-christlich Selbstverständnis. Der Jesus ist im neuen Verständnis alles Andere als eine schöngeistige fromme Erfindung. Dies trifft vielmehr auf das zu, was heute als Hoheitliche hingestellt oder zumindest gehalten wird und so genau dem entspricht, was als Problem des Doketismus abgeurteilt wird.

 

Was Jesus gesagt und gelebt hat, ist dann auch nicht ein Aufwärmen vormaliger Glaubensvorstellungen, wie mir die Schriftgelehrten ständig beibringen wollen, wenn sie alle Evangelientexte nur in alten Glaubensdokumenten belegen. Kein charismatischer Schönredner hat gesprochen und wurde hoheitlich angereichert, sondern die schöpferische Vernunft in menschlicher Person selbst. Jesus ist als konkretes geschichtliches Wesen wiederzuerkennen, das genau das erlebt und bewegt hat, was geschrieben steht. Das den Wandel bewirkt, geheilt und sich mit tauber Tempeltradition auseinandergesetzt hat, letztlich von ihr ans Kreuz geliefert wurde und echt auferstanden ist. Wer beispielsweise nachweist, dass die 12 Jünger nicht nur einfach die 12 Stämme Israels abbilden, sondern Lukas eine Liste von hellenistischen Vorstellungen macht, die auf die Sternbilder als universales neues Israel bzw. jetzt in Jesus von allen Weltvölkern verstandenes Wort Gottes schließen lassen, der kann doch nicht allen Ernstes weiter nur einen Wanderguru mit seinen Anhängern um den See ziehen lassen, der anschließend verherrlicht wurde. Wer ernst nimmt, wie Jesus zur Tür für einen weltweiten Monotheismus wurde, ohne den auch Europa nicht denkbar ist, wie gemeinsames Verstehen war, wo vorher Fremdheit und rituell-gesetzliche Verstocktheit, der muss doch bereit sein, in neuer Weise über eine gemeinsame Vermittlungsinstanz des einen Schöpfers nachzudenken, ohne dabei einfach schönredend vom „heiligen Geist“ zu schwärmen.

 

Während vormals Propheten von den Vermittlungsinstanzen kündeten, sie ankündigten oder auf sie aufmerksam machten, war Jesus als lebendige nun vernünftig erfasste vernünftige Wirkmacht der Grund der Vermittlung selbst. Die Auseinandersetzung dieser lebendigen Vernunft mit den alten Glaubensvorstellungen der Gesetzlichkeit, also ein ganz konkretes historisches Geschehen, von dem genau die Heilswirkung ausgeht, die biblisch bebildert und geschichtlich nachzuvollziehen ist, kann bei den gesamten Verfassern des Neuen Testamentes nachgelesen werden. 

 

Das Ergebnis der neuen Lesweise ermöglicht eine zeitgemäß kommunizierbare universale Erklärung des einen Schöpfergottes: Die schöpferische Vernunft als eine vernünftig zu verstehende Vermittlungsinstanz des alten Gottes. Wenn Gott fern war, sein Tod beweint wird, wurde immer wieder neu gesucht, das haben wir schon oft gelernt. Und in genau dieser Exils-Situation befinden wir uns seit der Aufklärung. Die derzeitige Unfähigkeit von dem einen Schöpfer real zu reden, sein reale Wirkmacht in zeitgemäßer Weltsprache zu erklären, fordert auf, das Alte mit neuen Augen zu betrachten. Gottes schöpferische Gegenwart ist neu zu erfahren: Neue Ostern als echter Weidewechsel. Nicht indem wir weiter nur Buchstaben wiederkaufen, dabei das abgegraste Feld als saftig und köstlich loben. Sondern wirklich weiterziehen und mit der uns gegebenen Vernunft in der Vernunft allen wissenschaftlich beschriebenen Werdens die Wirkmacht Gottes wahrnehmen.

 

„Gott wohnt auf dem Berg“,

 

wissen wir aus der Bibel. Immer wieder werden Berge als Bilder für ein weiterführendes und bisher getrennt gesehenes Gottesbewusstsein geschildert werden, das neue Perspektiven bietet, Brücken zwischen bisherigen Anschauungen baut. Um Schekina, die Einwohnung des Schöpfergottes wahr werden, Jesus wieder aufleben zu lassen, bedarf es heute eines neuen Bewusstseins schöpferischer Vernunft.

 

3. Wer sonst als die Vernunft kann heute Vermittlung des einen Schöpfers sein?

 

Auch heute scheinen sich die Vermittlungsinstanzen im Streit zu liegen, verhindert ein Festhalten an selbstherrlich gewordenen Gesetzlichkeiten die Weiterentwicklung, führen Fehlinterpretationen zur pantheistischen Vorstellungen, stehen alte Autoritäten der Wahrnehmung des Schöpfungsautors im Wege.

 

- Die Institution der Kirche taugt nicht mehr als Wohnsitz Gottes, wurde bereit im Mittelalter durch die Schrift abgelöst. Weder alte Tempel, noch die Kirche bzw. ihre Repräsentanten, die bis zur Reformation diese Aufgabe als göttliche Autorität hatten, können heute noch einen universalen Glauben an den einen Schöpfergott begründen.

 

-Doch können heute vor-gesetzte Buchstaben noch wirklich ihre einstige Funktion als Vermittlerin der Wirkmacht des einen wahren Schöpfergottes erfüllen, als vermittelndes Schöpferwort gelten, das den Menschen die Herrlichkeit Gottes beibringt? Müssen wir nicht erkennen, wie die als Wort oder Wohnstatt Gottes verstandenen Buchstaben immer mehr trennen, statt einen universalen Schöpfer zu begründen? Nicht nur zwischen den Kulturen stehen, sondern zwischen Naturlehre und Bibel, zwischen Wissen und Glaube. Wir sehen, wie die bisherige Leseweise im Laufe der Geschichte die aufgeklärten Menschen davon abhielt, die Wirk-lichkeit des einen Schöpfer im Prozess des natürlichen Werdens wahrzunehmen. Und weisen wir nicht selbst ständig nach, wie in Jesus Christus die alte Gesetzlichkeit überwunden wurde, nun die Wahrnehmung des lebendigen Wortes, statt alter Gesetze den Glauben an den einen internationalen Schöpfergott begründen muss?

 

-Und wie steht es mit den menschlichen Vermittlungswesen, die aus der Bibel abgelesen werden? Was bleibt im alten Bild der Bibelwelt nach historisch-kritischer Wissenschaft noch an von ihrer Wirk-lichkeit? Wenn weder Moses, noch der Auszug aus Ägypten historisch sein soll und aus König David ein Stammesfürst wird. Wenn dann auch Jesus nur noch als der betrachtet wird, der im Hollywoodfilm zu sehen war und dem dann die blindgläubige Hoheitlichkeitsrhetorik nur eine doketistisch-vergeisternde Dornenkrone aufsetzt. (Denn genau das, was man einem das menschliche Wesen Jesus ablehnenden Verständnis bisher vorwarf, geschieht heute in der Rede von dessen Hoheitlichkeit. Geisterhafte Geheimniskrämerei, die nur noch dogmatisch-abstrakt wirkt, ohne reale schöpferische Funktion unvermittelbar: Christus als Geisterwesen und der Heilige Geist als dessen Gespenst.)

 

Wer sonst als ein vernünftig zu begründendes universal in aller Schöpfung gesprochenes Wort, eine im kreativen Werden der Welt sichtbare Intelligenz, soll den Menschen den einen Schöpfer vermittelbar machen? Wo ist außerhalb einer neu zu artikulierenden wirksamen Weltvernunft eine Instanz, die grenzenlos zu kommunizieren ist, die zum Mittler wird nicht nur zwischen dem universalen Schöpfergott und dem menschlichen Denken, sondern auch zwischen den verschiedenen, sich durch Gesetzlichkeit abgrenzende Glaubensvorstellungen?

 

Wie es sich im Laufe der Geschichte als wirksam erwies, gilt es auch heute nicht die alten kosmischen Wirkmächte abzuschaffen oder gar die menschliche Person Jesus als unhistorisch hinzustellen. Vielmehr ist heute die Vernunft der kreativen kollektiven Kommunikation nachzuweisen, die hinter der menschlichen Ausformung des im damaligen Weltbild jüdisch-griechisch wieder erkannten Schöpfungswortes in menschlicher Gestalt steht.

 

Es gilt weder Gaja zu neuem Leben zu erwecken, wie dies bei manchen neuen naturwissenschaftlichen Interpreten geschieht, noch einen weltfeindlichen Platonismus. Das wäre Rückschritt in eine Zeit vor die antike Reform durch den echt historischen Jesus. Auch wenn derzeit das Gedankengut, das in Bezug auf alte Göttergestalten oder griechische Philosophien in moderner Literatur gewälzt wird, weit mehr auf die neue Sicht einer universalen Weltvernunft hinweist, als bei christlich-theologischen Betrachtungen, so bedarf es eines neuen Jesusbewusstseins. Aus einem fortgeschrittenen Bild der Welt, ausgehend von einem neuen christlichen Selbstverständnis, wären wissenschaftlich arbeitende Neutestamentler in der Lage die christlichen Inhalte neu zu füllen: Das christliche Vermittlungwesen zu dem zu machen, was es laut Bibel war

 

4. Menschliche Vernunft bedarf Vermittlung der Vernunft des Schöpfers

 

Wir haben in der Geschichte gelernt: So wenig wie die kirchliche Mission der Kolonisation vermitteln und die Menschen vereinen konnte, führte der Kommunismus zu Brüderlichkeit und Gleichheit, die Ideologien des Humanismus zu vernünftigem, schöpfungsgerechten Handeln. Doch der durch die Revolution der Aufklärung befreite Mensch hat heute die Fähigkeit, die schöpferische Vernunft als Vermittlungsinstanz Gottes und menschliche Sinngebung neu zu verstehen.  

 

Auch wenn ich davon ausgehe, dass eine wahrhaft vernünftige (d.h. schöpferisch nachhaltige, ökologische, gesamtverantwortliche, gesellschaftsgestaltende, zukunftsgerechte) menschliche Verhaltensweise der Wahrnehmung schöpferischer Vernunft bedarf, so gründet diese Vorstellung nicht vordergründig auf die Berichte Bibel, sondern lässt sich dies im Geschichtsverlauf und den Gegenwartsproblemen unserer Gesellschaft ablesen. Politische Parolen können den schöpferisch-kreativ vernünftigen Menschen so wenig bewegen, wie menschliche Philosophien und persönliche Glaubensvorstellungen, die auf alte Gesetzte gründen.

 

Wie sehr der Mensch auf Vermittlung des lebendigen Schöpfungswortes bzw. einer vernünftigen schöpferischen Wirkmacht angewiesen ist, um Gut und Böse zu erkennen, sich auf menschliche Weise nach dem schöpferischen Gesetz zu verhalten, scheint bereits den Theologen der Exilszeit bewusst gewesen zu sein, die uns die Geschichte von der Vertreibung aus dem Garten Eden beschreiben. Auch den griechisch-jüdischen Denkern, die in der Auferstehung Jesus die Lösung für die Abtrennung der Welt von ihrem Schöpfers sahen, war bewusst, dass der Mensch auf ewige Erlösung im immer wieder neu werdenden Verstand des Wortes angewiesen ist. Was in der unbewussten Welt aus Instinkt geschieht oder in der Physik aufgrund einer scheinbar innewohnenden Intelligenz, muss der mit Selbst- und Gotteserkenntnis begabte Mensch im Bewusstsein des vernünftig handelnden Schöpfers bewegen.

           

5. Ein fortschreitendes Jesusverständnis als echter „paradise found

 

Die  Bedeutung biblischer Bilder Ausdruck schöpferischen Wirkens begreifen.

(schützt gegen Abbau und Banalisierung)

 

Wie sehr wir darauf angewiesen sind, auch die Geschichten und Gestalten des Neuen Testamentes ohne die bisherigen Scheuklappen als Ausdruck einer schöpfungswirksamen Vernunft zu lesen, ist mir auch bewusst geworden, als ich in den nachpfingstlichen SPIEGEL unserer Zeit blickte. Wer im historischen Jesus nach wie vor einen Wanderguru nachweisen will, der mit seinen Anhängern um den See Genezareth zog, der darf sich nicht wundern, wenn heute auch das Paradies geologisch bewiesen und nach den Knochen eines ersten Menschen mit Namen Adam gesucht, so Teil-Wahrheiten der Bibel belegt werden sollen. Gleichzeitig jedoch der Welt die Bedeutungslosigkeit der Bibeltexte, die „ihren Offenbarungscharakter verloren“ hätten, vorgeführt wird.

 

Wie im Spiegeltitel am Dienstag nach Pfingsten allen Ernstes zu lesen, soll durch neue Funde einer 11000 Jahre alten Steinzeitepoche in der heutigen Türkei der historische Kern Bibel bewiesen werden. Banaler geht es kaum, wenn nach der realen Geschichts-Basis der Bibel geforscht wird, so deutlich gemacht werden soll, wie sie „Einsprengsel enthält“, die angeblich den eigentlichen historischen Tatsachen entsprechen. Doch auch wenn sich einzelne Wissenschaftler wehren, dass diese Tatsachensuche so sinnlos wäre, wie den Stein der Weisen mineralogisch zu erkunden zu wollen, so wird hier nur das gespiegelt, was heutige Hochschultheologie auch vom Neuen Testament für das eigentlich historisch hält. Wer die Texte des Neuen Testamentes selbst immerzu nur in alten Glaubenstexten belegt, ohne das neue Bewusstsein der lebendigen Vernunft allem Werden zu berücksichtigen, der muss akzeptieren, wenn der Kurz-schluss einer angeblich fortschrittlichen Wissenschaft nur davon ausgeht, dass monotheistische Verfasser alte Mythen zusammengewürfelt hätte. Denn nach der heutigen Lesweise steht fest: „Die Juden, Mitglieder der semitischen Sprachfamilie, hatten ihre religiösen Stoffe im Zweistromland abgekupfert und – neu gemischt – in ihr Altes Testament eingespeist.“ Da mir die Schriftlehrer immer wieder die Entstehung des Neuen nur aus den Texten des Alten Testament nachweisen, können wir nach diesem Verständnis dann das Buch ganz zumachen.

 

Doch während man derzeit die Tatsache der Paradiesmythen der verschiedenen Kulturen als Nachweis sieht, dass das Alte Testament seinen Offenbarungscharakter verloren hätte, sind es gerade die von den Exilsjuden im Dunstkreis der orientalischen Hochkulturen erfassten Erkenntnisse über die Entwicklung der Menschheit und die Bedeutung ihrer Beziehung zum einen Schöpfer des Alles, die sich hier spiegeln, somit die echte Offenbarung des in Anfängen auch von anderen Kulturen erkannten universalen Schöpfergottes deutlich machen.

 

Dass sich selbst im Apfelgarten des Avolon der Kelten oder den Inseln der Seligen bei den Griechen eine Ahnung vom Auseinanderfallen menschlicher mit schöpferischer Vernunft mit dem Wachsen des menschlichen Bewusstseins zeigt, beweist dessen weit über ein Volksbuch hinausgehende Bedeutung. Es geht im Paradiesgeschehen um ein Geschichtsgeschehen, das sich nicht nur in einer „vergeistigen“ Realität erklären lässt, sondern das beschreibt, was uns heute in der Anthropologie weitgehend bewusst wird. Der Mensch ist in seiner Entwicklung auf ewigen Erkenntnisfortschritt angewiesen. Nur dann wird er sich entsprechend einer schöpferischen Vernunft, z.B. ökologisch und wahrhaft ökonomisch im schöpferischen Sinne verhalten, statt sinn- und wert(e)los geworden, die Arbeit den nicht gezeugten Kindern zu überlassen, deren Ressourcen er gleich noch auffrisst. Auch den griechisch-jüdischen Denkern der Zeitenwende war bewusst, dass dies weder durch politische Führung, noch allein durch abstrakte Lehren von einem göttlichen Logos zu machen ist: Der schöpferischen Vernunft haben sie eine konkrete Gestalt gegeben, die so echtes Offenbarungswesen und menschliche Wegweisung sein konnte.

 

Wer jedoch bei Jesus nur nach einem Gutmenschen fahndet, forscht auch sonst nach der reale Basis der Bibel rein geologisch. Der „paradise found“ findet dann auf der Landkarte statt. Statt nach dem zu forschen, was von Weisheitslehrern vor 2000 Jahren als in Jesus lebendig gesehen wurde. Die bebilderte Geistesgeschichte als eigentliche Realität, spielt dann keine Rolle. Schließlich wisse man doch, dass es auch die Arche Noah, die Mauern von Jericho und den Turmbau von Babel gab, ist im Spiegel zu lesen. Ohne dabei beispielsweise deutlich zu machen, dass in der heutigen Sprachverwirrung die Geschichte des Turmbaues wieder sichtbar wird, die Mauern von Jericho erneut einzureißen sind und nur in realen schöpferischen Urprinzip allen Seins – lt. Lexikon der Arche – die derzeitige Sinnentleerung wieder zu überwinden ist. Wer Jesus für einen hoheitlich hingesetzten Heilsprediger hält, muss akzeptieren, wenn Archäologen mit dem Jeep nach dem Paradies suchen, ohne zu sehen, dass sie durch ihr ständig erweitertes Wissen über die Entwicklung der Erkenntnis die Grundlage der biblisch bebilderten Geschichte liefern.    

 

Der epochale Übergang von paradiesischen Jägern zu sich mühsam plakenden Ackerbauern und Bäckern, wird bei der heutigen Suche hinter einem biblischen Bild vermutet. Auch wenn bei den das Alte Testament verfassenden Theologen der Exilszeit die Auswirkungen menschlicher Erkenntnis im Geschichtsverlauf beschrieben wurden, so mag dies durchaus mit Aspekten der im Spiegel angenommen Geschichtsentwicklung zu tun haben. Der Mensch, eben noch ein sorgloser Naturgesell, hatte seine Unschuld verloren. Er verkam zum Fiesling, der beim Handel betrog und mit dem Nachbarn stritt. Nun waren Gesetze notwendig, um Mord, Vergewaltigung einzudämmen. Frühre Kulturen blühten auf, die sich mit dem Schöpfer des Kosmos auseinandersetzten, fragten was Gut und Böse ist und sich im Kult auf den Willen Gottes einstimmten. So bestätigt die Menschheits-Geschichtsbetrachtung des Spiegels den Bericht der Bibel.

 

Auch der Übergang von Jagd zu Ackerbau scheint zu diesem Prozess zu gehören, in dem der Mensch immer mehr auf die Wahrnehmung schöpferischer Vernunft angewiesen war. Jüdische Reform-Denker im Dunstkreis der antiken Hochkulturen bzw. im Exil haben mit Sicherheit nicht nur fromme Melodien von Barden und Musikanten zusammengetragen, wie man im Spiegel unter Berufung auf Jan Assmann deutlich machen will. Sie haben nicht nur ein biblisches Utopia gebastelt. Noch weniger den „Baum der Erkenntnis mit einem Symbol für den Getreidehalm verwechselt“, wie im Spiegel im Hinblick auf die damals notwendige Bewirtschaftung der Natur bzw. den Ackerbau vermutet wird.  Hier hat das Bewusstsein gesprochen, das sich der Notwendigkeit von Vermittlungsinstanzen des Schöpfergottes bewusst war, wie es später in Jesus Wirklichkeit wurde.

 

Wenn jetzt alles mühsam erlernt werden musste, was vorher wie automatisch geschah, mit knurrendem Magen ein Zeitalter der Innovationen begann, dann mag dies durchaus ein Teil die geschichtliche Tatsache sein, die biblisch bebildert wird. Denn so wenig wie im Neuen, geht es mit Sicherheit im Alten Testament um eine „geistliche“ Wahrheit, die nach heutigem Verständnis von „Geistlichkeit“ außerhalb oder gar gegen die reale Welt steht. Die Verfasser der Bibel bedienten sich daher sicherlich nicht nur einfach alter Mythen, sondern griffen Homer oder Hesiods goldenes Zeitalter in einem neuen Bewusstsein auf, das sich der Notwendigkeit der Wahrnehmung des einen Schöpfers durch Vermittlungsinstanzen besann. Und wenn der Prozess der Innovation der menschlichen Erkenntnis weiter fortschreitet, wir heute nicht nur Ackerbau betreiben, sondern Gen- oder Kerntechnik vernünftig im schöpferischen Sinne beherrschen müssen, dann genügt es nicht, wenn in kirchlichen Akademien nur gemahnt wird oder hochwissenschaftliche Moral-Beurteilungen angestellt werden.

 

Die Erkenntnis des Menschen muss wachsen, um mit den uns gegebenen Möglichkeiten die Masse der Menschen zu ernähren, die Naturgaben und Erkenntnisse im schöpferischen Sinne anwendend be-herr-schen  zu können. Letztlich ist alles, was wir im Rahmen unser naturwissenschaftlich-technischen Möglichkeiten Umsetzen nichts Anders, als dem Schöpfer aufs Maul geschaut, seine Vernunft nachahmend in anderer Weise umsetzend angewendet. Doch hierzu bedarf der Mensch nicht nur der technischen Möglichkeiten, sondern wird immer deutlicher, wie notwendig ein Fortschritt der Erkenntnis bzw. die Orientierung an einer übergeordneten gemeinsamen Sinngebung ist.

 

So wenig es einen Schock bedeutet, wenn heute bewusst wird, dass das Alte Testament kein durch Wolken gereichtes Gotteswort ist und kein Geschichtsgeschehen im herkömmlichen Sinne beschreibt, sondern durchdachtes Denken von einer Weiterentwicklung der wandelnden Wahrnehmung des ewigen Schöpfungswort/-wirkens, so viel kann auch das Neue Testament gewinnen, wenn wir das Geschichtsgeschehen aus einer neuen Perspektive wahrnehmen. Wenn wir die Vernunft aller geschichtlichen und kosmischen Kreation als schöpferische Vermittlungswesen erkennen, die hinter der Gestalt Jesus steht, brauchen wir nicht weiter nur nach eifrigen Kopisten alter Glaubenstexte zu suchen, sondern können die Geschichten als reales Geschehen betrachten. Und noch wichtiger: Im neuen christlichen Selbstverständnis lässt sich dann in aufgeklärter Weise nach dem heute lebendigen Sohn, der zeitgemäßen Vermittlungsinstanz Gottes, seines Willens wie menschlicher Sinngebung Ausschau halten.

 

Wir stehen wieder dort, wo auch die griechisch-jüdischen Denker waren, die erkannten, dass der Mensch auf Vermittlung eines Gottes und seiner Schöpfungsordnung angewiesen ist, alte Mythen nicht mehr tragen, aber auch alle abstrakte Philosophielehren bzw. Logos-Theorien nicht taugen, um die Menschen zur schöpferischen Vernunft zu bringen.

 

Die Suche nach dem verloren Paradies geht weiter. Sie muss wissenschaftlich geführt werden, scheint im Auf und Ab der Kulturen ein Prozess ewig wandelnder und wachsender Erkenntnis zu sein. Ich bin sicher, dazu hat uns der Schöpfer die Freiheit gegeben und mit Vernunft begabt. Wo Jesus Christus einfach als Gott angesprochen oder die Intelligenz aller Natur irgendwie mit Gott gleichgesetzt wird, da ist die Funktion der Vermittlungsinstanz nicht gegeben. Neutestamentler sind aufgefordert, in einer neuen Frage nach dem historisch und gleichzeitig echt schöpferischen Wesen Jesus den Weg zu ebnen, damit sich die Menschen in aufgeklärter Weise für die Vernunft/Weisheit des Schöpfergottes begeistern und danach leben können.

 

Der Schöpfer hat uns im evolutionären Fortschritt/d.h. durch sein Wort befähigt und befreit, sein Wort hinter der menschlichen Gestalt Jesus wieder zu hören, sein Handeln zu sehen, so die Suche nach dem Paradies fortzusetzen.

 

Das Sakrileg: Vernunft unter Verschluss

 

Das Sakrileg (der Tempelraub, die Entweihung) findet nicht dort statt, wo sie derzeit ein Schnitzeljagd befindliches Millionenpublikum vermutet. Doch das über 40 Millionen Mal verkaufte Buch "Sakrileg", das jetzt auch als Film zu sehen ist, hat zur Diskussion über den historischen Jesus geführt, gleichzeitig dessen Hoheitlichkeit in Frage gestellt. Und solche Fragen, wie sie letztlich seit Beginn der Aufklärung gestellt werden, gleichzeitig Ungereimtheiten des bisherigen biblischen Verständnisses aufzeigen und die Freiheit geben zum kritischen Denken, sind schon ein Fortschritt.

 

Doch die Schnitzeljäger, wie auch die Jesuskritiker der Vergangenheit, folgen einer Fährte, die der kirchenamtliche Missverstand gelegt hat. Gesucht wird immer nur ein guter Junge, ein charismatischer Mensch, den alle Welt wie selbstverständlich für den geschichtlichen Jesus hält. Selbst wenn man immer mehr Zeugnisse in Händen hält, dass der hoheitliche Jesus Christus (das lebendige Schöpferwort in menschlicher Gestalt) das Wesen aller damals in vielfältiger Form verfassten Geschichten, wie der Diskussionen der Frühkirche und Gegenstand der Reform und des urchristlichen Glaubens ist, wird weiter immer nur ein nach seinem Tod wiedererweckter Wanderguru und seine Anhänger als historisch angenommen. Und genau diese Vorstellung ist es, die den heutigen Verstand schöpferischer Vernunft und damit auch die Vernunft hinter den biblischen Aussagen und ihrer vernünftigen bildhaften Umsetzung unter Verschluss hält.

 

Während noch bis zur Aufklärung die Göttlichkeit Jesus außer Frage stand bzw. weder Hoheitlichkeit noch historische Wahrheit weiter hinterfragt wurde, geht man heute allgemein davon aus, dass es sich bei Jesus um einen Menschen handelt, dem dann göttliche Attribute verliehen wurden. So kann die Gottheit Christi nur dogmatisch begründet werden, bleibt eine sog. Glaubenswahrheit, die man nicht verstehen, sondern einfach als vorgesetzt akzeptieren (angeblich glauben) soll. Genau diese Vorstellung, auf der letztlich alle derzeitige Hochschullehre aufbaut ist es, die dem historischen Jesus die Heiligkeit klaut. Die reale Wirkmacht, die sich als Wohnstatt, Weisheit oder der biblischen Rede vom schöpferischen Wort Gottes ist aus der Kirche gestohlen. Der Tempel ist leer. Wenn nach diesem Sakrileg die Kirche leer ist, die Vermittlungsinstanz des einen Schöpfers fehlt, dann ist es keine Arglist, die etwas geheim hält, sondern letztlich ein Versehen bzw. Missverständnis, an dem trotz aller neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse festgehalten wird. Und genau das ist der Fehler, der der kirchlichen Theologie vorzuwerfen wäre. Alle neuen Nachweise, um was es den Evangelisten des Kanon, den Verkündern des neuen Bundes in Qumran, den Verfassern der in Nag Hammadi gefundenen Apokryphen (auf die sich die Schnitzeljäger meistens berufen) ebenso, wie der Frühkirche (ob sie Gegner oder Befürworter der Gnosis sind, die menschliche Gestalt Jesus ablehnen oder befürworten) in Wirklichkeit geht, werden einfach in den Dienst der lieb gewonnenen Vorstellung vom zu Gott gemachten Guru gestellt.

 

Wenn dann heute die Kritiker nachweisen wollen, dass die Kirche die Biografie Jesus verfälscht hat, weil er angeblich Maria Magdalena zur Frau und Kinder hatte, gehen sie, wie bereits Augstein & Co. genau denen auf den Leim, die sie kritisierten. Denn wenn sie die Apokryphen, auf die sie sich berufen auch nur halbwegs ernst nehmen würden, könnten sie unmöglich davon ausgehen, dass dort der Guru beschrieben wird, dem Sie die Heirat mit einem seiner Groupies anhängen und dessen Göttlichkeit sie abstreiten wollen. Erst von einer allegorischen Lesweise aus, die den Mensch gewordenen Logos allen schöpferischen Lebens in den Mittelpunkt stellt, können wir fragen, welche Rolle die Maria (möglicherweise das hervorbringende Wesen aus dem Heidenland: Magdalage, an der Verbindungsstraße zwischen Juden und Heiden) hatte......